Kaunas

Nachdem die örtliche Jugend mich am Badesee bis 0:30 Uhr mit litauischer HipsHops Musik unterhalten hat, konnte ich doch gut Schlafen. Heute morgen saß ich ganz alleine am Badesee zum Frühstück. Ganz alleine? Nein, denn eine alte Oma auf einem Fahrrad kam und hat den Müll der Jugend vom Vorabend weggeräumt. Ob Sie dafür bezahlt wird, weiß ich wegen fehlender litauisch Kenntnisse leider nicht. Ich war aber so gerührt, dass ich für meinen Müll bezahlt habe.

Die Strecke Richtung Kaunas ist überwiegend gut ausgebaut. Manche Abschnitte sind aber auch etwas baufälliger. Weil die Landschaft so schön war, bin ich unterwegs einmal abgebogen und ein wenig der Memel gefolgt. Ein Paradies für Störche. Überall wo ich seit Polen ausgestiegen bin und ein Gewässer in der Nähe war habe ich Froschquaken gehört. Und überall sitzen Störche in ihren Nestern. Da kann Bergenhusen aber so was von einpacken!

Memel

Unterwegs sind alle paar Kilometer Hinweisschilder auf historische Sehenswürdigkeiten. Leider sind die Beschriftungen und Erklärungen alle nur auf litauisch, so dass sich die Bedeutung nicht immer erschließt:

Erklärung
Sehenswürdigkeit

Wenn man dann den Namen als Suchbegriff eingibt, bietet Vikipedija dass als Erklärung. Auch nicht hilfreich. In jedem Fall muss es wichtig sein.

In denVororten von Kaunas findet man immer noch ganze Straßenzüge von alten Holzhäusern oder gemauerten Häusern aus Kalksandstein.

Holzhäuser
KS-Haus

In Kaunas selbst konnte ich dann direkt in der Nähe der Sehenswürdigkeiten parken. Für sage und schreibe 0,3 € die Stunde. Und es waren ausreichend Parkplätze sogar für Wohnmobile frei. Und das in einer Stadt mit 300.000 Einwohnern. Die Sehenswürdigkeiten sind alle fußläufig zu erreichen, aber auch schnell abgehakt. Vielleicht sind deshalb so viele Parkplätze frei?

Ich wollte erst noch ca. 75 Km weiterfahren, habe aber dann gemerkt, dass es schon fast 19:00 Uhr ist. Deshalb habe ich hier in Kaunas auf einem Campingplatz „eingecheckt“.

Aržuolupiai Litauen

Eigentlich wollte ich heute eine Fahrradtour in den nahegelegenen Naturpark machen, aber da es sehr heiß ist, ich keine Zlotys für die 2. Nacht mehr habe und der nächste Geldautomat 15 Km entfernt ist, bin ich heute Richtung Litauen gestartet. Zur Grenze hin war es ein einziger Konvoi von LKW die nach oder aus Litauen kamen. Hinter der Grenze wurde die Landschaft und die Straßen erstaunlicherweise sehr viel weiter.

Manchmal fühlte ich mich an den Startbildschirm von Windows 95 erinnert. In Polen konnte man mit dem Wohnmobil nur an wenigen Stellen wenden. Hier ist das überall kein Problem.

Zur Übernachtung ausgesucht hatte ich einen Parkplatz an einem See. Das Navi hat mir wieder eine interessante Route vorgeschlagen. Nachdem ich beim ersten Vorschlag an einem Apfelbaum hängengeblieben bin und umkehren musste, war der 2. Vorschlag auch nicht besser. Das Navi wollte mich tatsächlich hier langführen:

Navigationsvorschlag

Die Routenoptionen habe ich daraufhin nochmal gecheckt. Die sind in Ordnung.

Unterwegs ist mir dieses Gebäude aufgefallen, das ist keine Kirche, sondern ein Boxklub:

Meine heutige Strecke

‚U Haliny‘ Wigry

Heute bin ich von Mikolajki nach Wigry gefahren. Die Strecke war teilweise noch mal haarsträubender. Aber auch teilweise gut ausgebaut. Unter anderem hat mich das Navi durch dieses „Kleingewerbe-Gebiet“ geführt. In einer der Garagen saß tatsächlich ein Opa in seinem kleinen Fahrradladen.

Gewerbegebiet

In den Dörfern saßen überall die Störche in ihren Nestern. Die Jungvögel sind alle schon so groß, dass sie deutlich über den Rand schauen.

Auf dem Weg hierher, bin ich durch schöne Kiefernwälder gefahren und habe das erste „Elchschild“ gesehen.

Um Wigry scheinen viele touristische Ziele zu locken. Der Naturpark hier in der Nähe machte einen sehr schönen Eindruck. Den werde ich morgen mal mit dem Fahrrad erkunden. Eigentlich wollte ich 2 Nächte bleiben, aber ich habe nicht mehr viel Zloty dabei und das tauschen ist auch kein Spaß. Vielleicht fahre ich morgen auch weiter nach Litauen. In der App „Park4night“ habe ich da 2 interessante Stellplätze gesehen.

Der Platz liegt am Fuße eines Klosters und sieht so aus:

Blick aufs Kloster

Mit Zugang zum See:

Mikolajki

Da mir der erste „Geheimtipp“ Tolkmicko so gut gefallen hat, wollte ich es bis nach Wigry schaffen. Das ist eine Strecke von ca. 350 Km. Außerdem wollte ich die malerische Strecke entlang der russischen Grenze nehmen. Das hat sich schnell als etwas zu euphorisch herausgestellt. Zum einen sahen die ersten 50 Km ungefähr so aus:

Strassen in Masuren

Und wenn einem dann auf der Strecke mit Schlaglöchern noch ein 40 Tonner mit einem telefonierenden Fahrer entgegenkommt, dann wird einem doch etwas bang ums Herz. Schließlich darf man ja 90 Km/h fahren. In der Summe macht das dann eine Geschwindigkeit von 180 Km/h in der man aneinander vorbeirauscht.

Auf der Strecke sieht man noch viele der alten Bausteinkirchen, die ein wenig verloren wirken zwischen den ganzen neuen Gebäuden, die man eher in Südeuropa vermuten würde.

Kirche St. Peter und Paul in Heilsberg oder Lidzbark Warmiński

In Mikolajki habe ich dann aufgegeben. Der Ort sieht ganz schön aus und ich werde hier mal übernachten.

Tolkmicko

Nachdem ich erstmal in Richtung Danzig aufgebrochen bin und dort noch einige Einkäufe erledigt habe, bin ich doch nicht ins Landesinnere sondern wollte mir noch den „Geheimtipp“ des Molfseers anschauen.

Die Währung der Freisteher: Koordinaten

Dahalb habe ich die Koordinaten eingegeben und das Navi hat mich gelotst. Leider waren die nächsten ca. 100 Km Baustelle.

Meine heutige Strecke

Dafür waren die letzten Kilometer auf der Strecke sehr malerisch.

Zufahrt auf Tolmicko

Irgendwie habe ich mit dem Wetter Glück ☺

Uniesce

Heute morgen habe ich mich kurzentschlossen nach Schwinemünde aufgemacht. Was ich mir davon erwartet habe weiß ich nicht, auf jeden Fall war es ein Reinfall. Überall Baustellen, der Weg zum Fort gesperrt. Da bin ich wieder umgedreht und wollte an der Ostseeküste entlangfahren, nur um festzustellen, dass das garnicht so einfach ist. Als Ziel für den Tag hatte ich mir einen Stellplatz zwischen Uniesce und Lazy ausgewählt. Als ich in den Ort Mielno beschlich mich die leichte Furcht, dass das mit dem Stellplatz wohl eine Finte war. Es gibt mehrere Campingplätze, die aber zwischen Bates Motel und sehr einfach anzusiedeln sind. Ich bin dann weitergefahren bis Lazy und dann umgedreht. Auf der Rückfahrt habe ich dann doch noch einen Caravan zwischen den Dünen gesehen. Nun stehe ich hier zusammen mit 4 anderen Wohnmobilen.

Nebenan steht ein Molfseer mit RD-Kennzeichen. Beim Gespräch hat sich dann herausgestellt, dass er früher auch bei der AOK gearbeitet hat. Wir haben uns dann die Namen von einigen Kollegen an den Kopf geworfen, aber wir sind wohl doch zu weit auseinander.

Morgen will ich dann mehr ins Landesinnere.

Mein Stellplatz
Panoramablick von der Düne.

Etappe 2: Stettin

Heute habe ich mich bis Stettin bewegt. Ursprünglich wollte ich in Penkun Freistehen, aber da es nur noch einige Kilometer bis Stettin waren, bin ich gleich durchgefahren. Besonders ist mir aufgefallen, dass in Brandenburg bzw. MeckPomm hunderte von Windrädern von der Autobahn aus zu sehen sind. Damit war nach der polnischen Grenze schlagartig Schluss.

Das schlimmste Autobahnstück, dass ich je gefahren bin, lag übrigens in Deutschland zwischen Schmölln und Penkun. Hier war maximal 50 Km/h möglich. Polnische LKW haben aber trotzdem mit 80 überholt.

Wie ich aber mittlerweile gelesen habe, stammt dieses Stück aus den 1930ern. Dafür war es denn doch noch ganz gut in Schuss.

Jetzt stehe ich in Stettin in einem Campingplatz in der Marina. Der Platz ist verglichen mit Kühlungsborn regelrecht ausgestorben. Feste Plätze gibt es nicht und jeder kann sich aussuchen, wie und wo er stehen will. Ich stehe so:

 

 

Die erste Etappe.

Erstmal ausruhen. Hier in Kühlungsborn gab es nur noch 3 freie Stellplätze. Ich stehe hier jetzt direkt gegenüber der Sanitäranlage auf einem Eckplatz. Aber dafür habe ich kurze Wege…

Hier bin ich 2 Tage geblieben. Am 2. Tag habe ich eine Fahrradtour nach Rerik gemacht und bin anschließend pflichtbewußt in die Ostsee gesprungen.

Kirche in Rerik